Die pädagogische Grundlage des Tai Chi- Trainings
Die pädagogische Grundlage des Tai Chi- Trainings
― Erfahrungen aus der zehnjährigen Praxis als Tai Chi- Lehrer
论太极培训的教育学基础 ― 漫谈十年太极教练的经验
von Yi QIAO, Paderborn (BRD) 乔毅(联邦德国帕德博恩)
Ursprünglich erscheint der Begriff Tai Chi im I Ging ― dem “Buch der Wandlung”, wo es heißt: in den Wandlungen gibt es das Tai Chi, das die beiden Kräfte Yin und Yang hervorbringt (vgl. Metzger/Zhou, 1990, S.19). Wörtlich übersetzt bedeutet Tai Chi “das höchste Gesetz” oder “das höchste Glück” (vgl. Methfessel, 1990, S.16). Als die Abkürzung von Tai Chi Chuan (Pinyin-Transkription: Tai Ji Quan), hier auch Schattenboxen genannt, ist aber das Tai Chi die Bezeichnung für die gesundheitlich orientierte Bewegungs- und Lebenskunst aus China mit langer Tradition. Das Yin-Yang-Zeichen im I Ging ist zugleich das Tai Chi- Symbol.
Beim regelmäßigen Praktizieren vom Tai Chi erreicht man körperliche und seeliche Entspannung sowie ein anhaltendes Gleichgewicht; die Lebensenergie in den Körpernetzkanälen (Meridianen) werden aktiviert und die innere Harmonie wird gefunden.
Durch Tai Chi sind wir in der Lage, unseren Körper fit zu halten, die Figur zu optimieren, Krankheiten vorzubeugen oder sie sogar zu heilen, und daher ein langes Leben zu erreichen.
Tai Chi ist wiederum auch die Basis für die Selbstverteidigung und für andere Kampfkünste, z.B. Kung Fu.
Mit vielen Erfahrungen aus dem Unterricht als Tai Chi Lehrer (mit dem chinesischen Titel Master of Arts) im Kreis Ostwestfalen wollen wir hier über die Grundlage des Tai Chi diskutieren.
Die theoretische Grundlage des Tai Chi beruht vor allem auf die klassische Lebensphilosophie Taoismus, die auf den chinesischen Weisen Laotse zurückzuführen ist. Im Tao-Te-Ging dem Buch von Sinn und Leben, schreibt er in Kapitel 42:
“Das Tao erzeugt die Einheit.
Die Einheit erzeugt die Zweiheit.
Die Zweiheit produziert die Dreiheit.
Die Dreiheit produziert alle Geschöfe der Welt.”
Das Tao ist mehrdeutig, wörtlich übersetzt bedeutet das “der Weg”, “der Sinn”, “das Wort” und “die Wahrheit” (vergleichbar mit Joh. 14:6 der Heiligen Schrift). Das Tao ist das tiefgreifendste und weitreichendste Symbol der chinesischen Kultur. Es ist das Prinzip der universellen Ordnung, die den Mikrokosmos genauso regiert wie den Makrokosmos. Gleichzeitig ist das Tao Urgrund, Ablauf der Welt und geistige Kraft, Essenz des Lebens. (Kielce, I Ging, 1985, S. 20)
Die Einheit, die vom Tao erzeugt wird, ist der Erste Große Beginn aller Dinge und bezeichnet sich als Tai Chi. Die Einheit Tai Chi erzeugt zwei Gegensätze: Yin und Yang, die sich gegenseitig bedingen, und in deren Schema fast alle Gegensätze des Universums sich einordnen lassen. Z.B. ist das Yang aktiv, dynamisch, Bewegung, Anstrengung, männlich, hart, hoch, voll, vorne, oben, außen, positiv und weiß; und das Yin dagegen ist passiv, statisch, Ruhe, Entspannung, weiblich, weich, tief, leer, hinten, unten, innen, negativ und schwarz. Die von Yin und Yang produzierte Dreiheit beinhaltet die drei kosmische Energien: Jing, Qi und Shen, aus denen die zehntausend Wesen hervorgegangen sind: Menschen, Tiere, Pflanzen und die Elemente (vgl. Kielce, Taoismus, S.56; I Ging, S.21; Methfessel, 1990, S.18; Oberlack, 1996, S.9) und zwar im Zusammenhang mit dem Meridiansystem.
Taoismus ist eine Lebenskunst des Fühlens, deren Höhepunkt ist der Wu-Wei-Akt eine Philosophie des Natürlichen. Mit dieser Philosophie als Kunst des Fühlens kann man viele unnötige Emotionen sparen und im Gleichgewicht der Natur ruhen.
“Taoist zu sein, bedeutet, sich in jeder Sekunde als Teil des gesamten Universums zu begreifen, in einem Zustand immerwährender Erneuerung und absoluter Offenheit.” (Kielce, 1985, Taoismus)
Auch in der traditionellen chinesischen Gesundheitslehre spielt das taoistische Prinzip eine große Rolle. Der Mensch wird stets als Einheit von Körper, Geist und Seele angesehen. Der Grund, daß Tai Chi eine gesundheitlich orientierte Bewegungskunst und sogar eine Therapie werden kann, besteht darin, daß durch die Balance und den fließenden Wechsel der gegensätzlichen Polaritäten bei den Tai Chi Bewegungen, das Qi (d.h. die Lebensenergie) vom Universum abgeholt und im menschlichen Körper aktiviert werden kann.
Das Qi ist ein zentraler Begriff im thoretischen Gerüst des Tai Chi. Aus einem um 320 n. Chr. verfaßten Text erfahren wir über die allumfassende Eigenschaft des Qi: “Der Mensch lebt inmitten von Qi und Qi erfüllt den Menschen. Alles bedarf des Qi, um zu leben. Wer das Qi führen weiß, nährt im Inneren seinen Körper und wehrt nach außen hin schädigende Einflüsse ab” (Engelhardt, 1987, S.3)
In der traditionellen chinesischen Medizin erklärt man die positiven Wirkungen des Qi Gong (Übung der Lebensenergie) mit dem verbesserten Fluß des Qi und der damit zusammenhängenden Harmonie von Yin und Yang im Körper:
Der Haupt-Yin-Meridian (Dienergefäß oder Renmai) über die Vorderseite des Rumpfes und der Haupt-Yang-Meridian (Lenkergefäß oder Dumai) an der Rückseite des Rumpfes bilden die Sammelstelle der Yin- und Yang-Energie im Körper. Diese Route ist als der kleine Himmlische Kreislauf Zhoutian genannt und mit dem Dantian als das Hauptenergiezentrum. Wenn das Qi frei über diese beiden Meridiane fließen kann, sind Yin und Yang im Gleichgewicht. Wenn man dies erreicht, kann man Krankheiten vorbeugen und sie sogar heilen. (vgl. Liane U. Schoefer, 1994/1997, S.13)
Mit einer Ähnlichkeit vom Qi Gong beeinflußt auch Tai Chi den Qi-Fluß durch Meditationszustand und stellt ein Gleichgewicht von Yin und Yang her und verbessert somit das allgemeine Wohlbefinden. In diesem Sinne kann das Tai Chi auch eine Form des Qi Gong sein, obwohl das Tai Chi gewöhnlich immer noch eine eingene Bewegungskunst mit dem Ursprung als Kampfkunst darstellt. (vgl. Oberlack, 1996, S.16-17)
In den letzten Jahren entwickelte man in China aus den traditionellen Qi Gong-Übungen und den alten Tai Chi-Formen eine dritte Form: die Taiji-Qigong-Übungen. Diese Übungen verbinden die Vorteile beider Methoden, indem sie die sanften, fließenden Bewegungen des Tai Chi mit dem gelenkten Energiefluß des Qigong verknüpfen (vgl. Liane U. Schoefer, 1994/1997, S.64). Um den Fitness- und Heilungseffekt des Tai Chi zu verstärken, haben wir in unsere Tai Chi Kurse diese sinnvolle Kombination mit unserer eigenen Trainingsmethode eingeführt.
Das Wesen des Tai Chi ist das Gleichgewichts-Training zwecks einer Balance zwischen Yin und Yang und einer Harmonie zwischen Himmel, Menschen und Erde. Dadurch stehen innen und außen, unten und oben, hinten und vorn usw. in Beziehung zueinander. Jedes Teil des Körpers ist mit allen anderen verbunden, so daß “ein gesunder Geist in einem gesunden Körper” vereinigt ist. (vgl. Methfessel, 1990, S.20) Mit dem Meditationszustand im Tai Chi erreicht man den Höhepunkt des Wu-Wei-Aktes. Durch die geistige Lenkung des Qi-Flüsses kann der Energiestrom so fließen, daß keine Behinderungen bzw. Blockierungen auftreten können, und daß somit das gesamte Wohlbefinden des Übenden gestärkt wird. (vgl. Metzger/Zhou, 1990, S.22-23)
Tai Chi ist ein Training von Willensstärke. Das Motto beim Tai Chi-Traning heißt: Körper und Geist spielen zusammen. Beim Tai Chi folgt die Bewegung den Gedanken mit hoher Konzentration, und zwar äußerlich sanft, innerlich stark. Einzusetzen im Tai Chi ist der Geist, nicht die Muskelkraft (vgl. Metzger/Zhou, 1990, S.33). Daher wird die Macht des Geistes aktiviert. Den geistlichen Bereich des Tai Chi können wir an der Psychokybernetik veranschaulichen.
Der Begriff “Psychokybernetik” tauchte in den dreißiger Jahren auf. Psychokybernetik kann übersetzt werden als “Steuerung unseres Seelenlebens, unserer Gedanken und Gefühle” (Alke, D. Harald, 1989, S.57). In diesem Sinne ist Tai Chi eine sehr typische Bewegungskunst im engen Zusammenhang mit der Psychokybernetik.
Nach der Psychokybernetik ist wesentlich im Tai Chi die Steuerung des Geistes durch die Bewegungsmeditation. Wenn wir regelmäßig beim Tai Chi diese Steuerung durchführen und durch die entsprechende Gedankenkonzentration auf unsere Seele Einfluß nehmmen können, wird sich unsere Gesundheit dauerhaft stabilisieren und wir werden in der Lage versetzt, Krankheiten zu verhinden oder schneller zu überwinden als zuvor (vgl. Alke, D. Harald, 1989, Vorwort).
Psychokybernetik selbstbewußt praktizieren zu können, ist die Aufgabe der Tai Chi- höheren Stufe aufbauend auf dem Grundtraining. Der Schwerpunkt der Aufgabe ist die geistige Lenkung des Qi-Flusses.
Im Rahmen der Tai Chi- Trainingsgestaltung haben wir ein Untergliedern-und-Zusammensetzungs-Verfahren entwickelt, indem wir uns bemühen beim Unterrichten der Tai Chi- Pekingform die “Schwierigkeiten als Ergebnisse von Synthesen zu trennen, und aufwärts zu orientieren aufgrund der Behauptung, daß das Ganze die Menge der Teile zusammen mit den bestehenden Zwischenbeziehungen ist.” (Frank, 1984, S.9-17, §002). Dadurch wird Tai Chi leichtgemacht.
Die Tai Chi- Pekingform wird in 24 Folgen aufgeteilt. Diese wird nach der Reihenfolge getrennt. Die von uns redigierten deutschen, chinesischen (per pinyin) und internaciaj Folgennamen lauten wie folgende (vgl. China heute, 1990; Sportkomitee der VR China, 1983, S.26-27; Cˆina Esperanto-Eldonejo, 1986; ECˆC Sano, 1996; Elleberger, 1994):
01 Die Eingangsform Qishi La komenca tenigˆo
02 Des Pferdes Mähne gleichmässig teilen Zuoyou yema fenzong Disigu la kolhararon de
l’cˆevalo ambauflanken
03 Der weisse Kranich breitet seine Schwingen aus Baihe liangchi La blanka gruo disetendas siajn flugilojn
04 Vorwärts gehend das Knie bürsten Zuoyou louxi aobu Antauen pasˆante, la genuojn brosu
05 Das Spiel auf der Leier Shouhui piba La ludo cˆe la liuto
06 Rückwärts gehend den Affen jagen Zuoyou daojuanhong Malantauen pasˆante, la simion
cˆasu
07 Den Kranichschwanz fassen, linksherum Zuo lanquewei Gruovoston kaptu, maldekstre
08 Den Kranichschwanz fassen, rechtsherum You lanquewei Gruovoston kaptu, dekstre
09 Die einzelne Peitsche Danbian La unuopa vipo
10 Hände im Wolkenfluß - linksherum Yunshou Manojn svingu kiel nuboj, maldekstre
11 Die einzelne Peitsche Danbian La unuopa vipo
12 Dem Pferd den Rücken klopfen Gaotanma Alte sur l’cˆevalo frapetu
13 Der rechte Hackenstoß You dengjiao Piedbato per dekstra kalkano
14 Des Gegners Ohren mit den Fäusten schlagen Shuangfeng guan’er Orelojn de l’kontrauulo frapu per ambau pugnoj
15 Drehung und linker Fußstoß Zhuanshen zuo dengjiao Korpoturno kaj piedbato per maldekstra kalkano
16 Herniederstoßen und auf einem Bein stehen - linksherum Zuo xiashi duli Pusˆigˆu malsupren kaj staru sur maldekstra kruro
17 Herniederstoßen und auf einem Bein stehen - rechtsherum You xiashi duli Pusˆigˆu malsupren kaj staru sur dekstra kruro
18 Weberschiffchen an beiden Seiten Zuoyou chuansuo Naveda gestado cˆe ambau flankoj
19 Nadel auf dem Meeresgrund Haidi zhen Pinglo sur la marfundo
20 Fächer im Rücken Shantongbi Ekbrilanta brako
21 Drehen, Parieren und Zustoßen Zhuanshen banlanchui Turnu, baru kaj pugnobatu
22 Sichtbares Schließen der Reihen Rufeng sibi Sˆajna fermado de la serio
23 Kreuzen der Hände Shizishou Kruco de l’manoj
24 Die Schlußform Shoushi La fina tenigˆo
Man kann die Tai Chi-Bewegungen in die einzelnen Bestandteile untergliedern. Diese Teilungsweise handelt sich nämlich um die verschiedenen Positionen des Körpers bei der Pekingform. Zuerst werden die folgenden Hauptpositionen klassifiziert (vgl. Oberlack, 1996, S.30; Sportkomitee der VR China, 1983, S.12-15)
Taille, Arme, Hände (inkl. Hand- und Fausthaltung), Füße (inkl. Standposition und Schreiten), Knie, Kopf und Ganzkörper (inkl. die Grundhaltung des Körpers und Gewichtsverlagerung).
Durch diese Klassifikation und einen systematischen Vergleich zwichen der Tai Chi Pekingform (China heute, 1990, S.30-92), der chinesischen Gymnastik (Wu & Ma, 1990) und den Tai Chi Bewegungen im allgemeinen (Sportkomitee der VR China, 1983, S.26-54) haben wir über dreißig einfache Einzeln- Grundübungen entwickelt. Diese Grundübungen kann man als zyklische “Tai-Chi-nastik” separat üben.
Taille Taille Schwenken Taille drehen Ferse gucken Taille beugen Schulter klopfen Große Uhr stellen
Arme Arme schwenken Arme im Kreis bewegen Brust strecken Arme anmutig bewegen Rad drehen Flügel breiten
Hände Fäuste schwenken Fäuste ballen Boxen
(Fauststoß) Hände sanft drücken Hand- Akupressur Nach dem Nichts greifen
Füße Fuß stoßen Hacken stoßen Ferse absetzen Fußspitze drehen Fußreflex-
zonen- Akupressur Auf den Fußspitzen stehen
Knie Knie drehen Knie bürsten Knie beugen Knie-Tal-Akupressur Knie drücken Hinsetzen
Kopf Gesicht massieren Nacken drehen Nacken- Akupressur Schläfe- Akupressur Ohrenref-lexzonen- Akupressur Nase schrubben
Ganz-körper Wasser-Winde kurbeln Mähne streicheln Gleich-gewichts-training Gewichts-verlagerung Fisch fangen Ball-haltung
Die Tai Chi Grundübungen trainieren wir gewöhnlich nach der Reihnfolge der Stufen A1-8 (inkl. Qigong und Akupressur). Ab Stufe B1 wird die Pekingform eingeführt. Der 2-Ustd-Kursplan läuft wie folgende:
Zitieren
• Ein Zitat aus den Tai Chi- Dokumenten bezüglich theoretischer Grundlage.
Stufe A1
• Taille schwenken • Arme schwenken • Arme im Kreis bewegen
• Boxen • Fäuste ballen • Fäuste schwenken • Brust strecken (Handfläche zeigt unten und oben)
Stufe A2
• Hände schwenken • Taille seitlich beugen • Taille beugen nach vorne und hinten • Fischfangen (Dreifachzusammensetzung: Hände sanft drücken, Taille drehen und Knie beugen) • Arme langsam und anmutig bewegen
Stufe A3
• Ballhaltung oben (Taille und Knie drehen) • Ballhaltung mitte (Taille und Knie drehen) • Ballhaltung unten (Taille beugen, Knie drehen) • Wasser-Winde kurbeln (Gewichtsverlagerung nach vorne und nach hinten) • Große Uhr stellen (Taille drehen, nach und gegen dem Uhrzeigersinn) • Nach dem Nichts greifen
Stufe A4
Qigong-Meditieren (Knie leicht beugen, Unterarme heben, Ball tragen, Augen schließen, ganzen Körper entspannen)
Stufe A5
• Nacken drehen • Nacken-Akupressur • Gesicht-Massage • Knie drehen und drücken • Knie bürsten • Fußspitze drehen (zwecks Fuß-Reflexzonen-Akupressur)
Stufe A6
• Ferse gucken (indem Taille langsam und sanft drehen) • Ferse absetzen • Schulter klopfen (Taille drehen und Arme schwingen)
Stufe A7
• Fuß stoßen • Hacken stoßen • Des Kranichs Flügel breiten (Arme schwingen und Knie beugen)
Stufe A8
• Gleichgewichtstraining des Tai Chi (Gewichtsverlagerung nach rechts und links) • Gleichgewichtstraining mit Konzentration
• Mähne streicheln (beiderseitige Gewichtsverlagerung)
Stufe B1
• Erlernen der neuen Tai Chi- Folgen mit ausführlicher Erklärung.
Stufe B2
• Übung der bisherigen erlernten Tai Chi- Folgen (mit Tai Chi Musik).
Stufe B3
• Zen Meditation (in Schneidersitz oder liegender Position mit dem Qigong Prinzip)
Stufe B4
• Hände reiben • Handgelenke-Akupressur • Gesicht-Massage
• Ohren-Reflexzonen-Akupressur • Schläfe-Akupressur • Handtal-Akupressur.
Da die Grundübung (Stufe A) viel einfacher als die Pekingform ist, wird sie als Aufwärmübungen für jeden Start des Tai Chi Unterrichts ausgeübt. Die Kursteilnehmer können dem Lehrer die einzelne Grundübung einfach zyklisch nachmachen. Darauf aufbauend werden einpaar Folgen aus der Pekingform (Stufe B1-2) jedesmal eingeführt, die meistens gerade aus der Zusammensetzung mehrerer Grundübungen bestehen. Dadurch wird die Aufwärtsorientierung des Tai Chi- Trainings leichtgemacht.
Ein typisches Beispiel derartiger Aufwärtsorientierung ist u.a. die Training der Folge 10 (Hände im Wolkenfluß ) durch die mehrfachen Zusammensetzungen von den Grundübungen Arme im Kreis bewegen, Taille drehen, beiderseitige Gewichtsverlagerung und Knie beugen. Mit den erklärten Beziehungen zwischen den entsprechenden Bewegungen (oder deren Varianten) wird die richtige Weise der Zusammensetzung trainiert. Um die Aufwärtsorientierung noch leichter zu machen, trainieren wir aber diese Folge zuerst an der Stelle und nur darauf aufbauend erst linksherum (mit schritten nach links).
Innerhalb der 20 Kurseinheiten zu je 90 Minuten kan man das Tai Chi teilweise erlernen, und zwar mit den zyklischen Tai Chi- Folgen an einer Stelle als Basis und deren Entfaltung in die ganze azyklische Tai Chi- Pekingform als Fortsetzung.
Die von uns entwickelten Tai Chi zyklischen Übungen auf einer Stelle ist ein didaktischer Übergang zur kompletten Tai Chi Pekingform. In unseren Kurs für Anfänger sind die folgenden zyklischen Übungen eingeführt:
• Ballhaltung links und rechts
• Mähne beiderseitig teilen
• Kranichschwanz beiderseitig fassen
• Knie beiderseitig bürsten
• Hände im Wolkenfluß an einer Stelle
• Die einzelne Peitsche, beiderseitig
• Hacken stoßen und des Gegners Ohren schlagen, beiderseitig
• Weberschiffchen an beiden Seiten
• Herniederstoßen links- und rechtsherum
Tai Chi ist ein komplettes System, das mehr als die Menge der 24 Folgen beinhaltet. Wichtig ist die bestehende Zwischenbeziehung mit den Grundprinzipien: Tai Chi basiert nicht auf Härte, Schnelligkeit und Muskelkraft, sondern auf Weichheit, Geschmeidigkeit und dem Einsatz der Qi-Energie (Methfessel, 1990, S. 25). Tai Chi bedeutet Meditation in sanfter, langsamer und anmutiger Bewegung mit passender Musik. Deshalb wird Tai Chi oft als Bewegungsmeditation bezeichnet.
Der Schwerpunkt bzw. der Höhepunkt beim Tai Chi ist der Meditationszustand.
Um diesen Meditationszustand zu entfalten und vertiefen, wird die Meditation in der stehenden, sitzenden bzw. liegenden Haltung (auch Qigong und Zen genannt) zusätzlich in den Tai Chi Kurs eingeführt (siehe Kursplan A4, B3).
Zielgemäß nach der Psychokybernetik werden beim Tai Chi- Übungen auch die Anregungsinstruktionen zum Thema Qi Gong eingesetzt. Wie z.B. “Lebensenergie abholen”, “Lebenskraft aktivieren” , “Lebensvitalität konzentrieren”, “Das Qi ins Dantian”, “Ganzen Körper entspannen”, “Körper und Geist spielen zusammen”, “In der Ruhe liegt die Kraft”, “Äußerlich sanft, innerlich stark”, usw. Das Ziel der Aufwärtsorientierung des Tai Chi ist die bewußte Steuerung unseres Körpers und Geistes.
Außerdem wird Akupressur an den Reflexzonen (Ohren, Schläfen, Gesicht, Handgelenken, Faust-Tal, Knie-Tal, Nieren, Fußspitzen usw. siehe Kursplan A5, B4) durchgeführt. Dies bewirkt reibungsloses Fließen der Lebensenergie sowie Erleichterung der Anstrengung und manchmal sogar Heilen der Krankheit. Durch die Tai Chi-Bewegungen bekommen die Handflächen und die Finger eine wunderbare Heilkraft für die Akupressur.
Erfreut stellen wir fest, daß durch unsere Tai Chi Kurse im Kreis Ostwestfalen der interkulturellen Weg ins nächste Jahrtausend noch freier gemacht worden ist.
Schrifttum
Alke, D. Harald: Erfolg und Lebensfreude durch Autogenes Training und Psychokybernetik. Natur und Medizin, 1989 by Falken-Verlag GmbH, Niedernhausen / Ts.
Cˆina Esperanto-Eldonejo (Hrsg.): Tajgˆicˆjchuan, Pekino 1986
China heute (Hrsg.): Schattenboxen Leichtgemacht. Aus der Reihe “Die große Mauer”. Dritte Auflage 1990, Beijing, China
ECˆC Sano (Hrsg.): Taj-Cˆi-Cˆuen’, Pollando, 1a eldono, 1996
Elleberger, Oswald: Das Tai-Ji-Quan-Lehrvideo, Pekingform. 1994 Kösel-Verlag GmbH & Co., München
Engelhardt, U.: Die Klassische Tradition der Qi-Übungen (Qigong). Stuttgart 1987
Frank, Helmar G.: Vorkurs zur Prospektiven Bildungswissenschaft. 1984 Gunter Narr Verlag Tübingen
Kielce, Anton: Le Taoisme (Taoismus, Deutsche Übersetzung von Marianne Schuck), 1984 by M.A. Editions, Paris; 1985 by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München
Kielce, Anton: Le Yi King (I Ging, Deutsche Übersetzung von Jutta Hein),
1984 by M.A. Editions, Paris; 1985 by Wilhelm Heyne Verlag GmbH & Co. KG, München
Methfessel, Thomas: Tai Chi für Anfänger - Illustrierte Einführung in die chinesische Bewegungsmeditation. 1990, Dr. Werner Jopp Verlag, Wiesbaden
Metzger, Wolfgang / Zhou, Peifang: Richtig Taijiquan - Die Kurze Peking-Form. Unter Mitarbeit von Prof. Manfred Grosser. 1990, BLV Verlagsgsellschaft mbH, München. BLV Sportpraxis 266
Oberlack, Helmut: Tai Ji Quan - beweglich, entspannt und gelassen. GU Ratgeber Gesundheit. 1996 Gräfe und Unzer Verlag GmbH, München
QIAO, Yi: La Semiotika Principo de la Igˆing-Diagramoj (Das Semiotische Prinzip der I Ging-Diagramme). Grkg / Humankybernetik, 38/2, S. 61-68, 1997
Schoefer, Liane U.: Qigong - Hilfen für den Alltag, 1994/1997 by FALKEN Verlag, Niedernhausen/Ts.
Sport-Komitee der Volkesrepublik China (Hrsg.): Tàijíquán Yùndòng
(Tai Chi Bewegungen), People’s Sport Verlag, Peking, 1983
Wu, Chuntian & Ma, Zhaoying: Beijing Huíchun Yiliáo Baojiàncao Túji (Illustrierte Einführung in die Pekinger medizinische Fitness- und Verjüngungs-Gymnastik), BHYB Institut, Peking, 1990
Zhu, Zongxiang u.a.: Duànliàn Jingluò, Baisuì Jiànkang
(Übung der Meridiane für Gesundheit und Langlebigkeit). Popular Science Verlag, Beijing, 1994
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